Was sind Food Forests?
Wie werden Food Forests definiert? Food Forests sind mehr als nur landwirtschaftliche Flächen. Unter Food Forests verstehen wir alle Anbauformen, die 1) mehrjährige Gehölze, also Bäume und Sträucher integrieren (Agroforst), 2) viele verschiedene Pflanzen auf der gleichen Fläche kombinieren (Polykulturen) und 3) mehrere Schichten oder Stockwerke kennen. Durch diese drei Faktoren können erstaunliche Effekteerzielt werden u.a. bzgl. Bodenaufbau, Resilienz und Ertrag. Je nach Schwerpunkt und Hintergrund sind momentan viele Begriffe geläufig: Waldgarten, artenreicher Agroforst, komplexer Agroforst, syntropische Landwirtschaft, etc. Solange die drei o.g. Faktoren erfüllt sind, fallen alle diese Formen unter den Oberbegriff „Food Forest“.

Was ist Agroforst?
Von Agroforstwirtschaft spricht man, wenn Gehölze wie Bäume und Sträucher auf ein und derselben landwirtschaftlichen Fläche bewusst mit Grünland, Acker- oder Freilandgemüsekulturen gemischt werden. Diese Gehölze werden von Landwirte für verschiedene Zwecke angepflanzt. Zum Beispiel für die Produktion von Früchten, Nüssen oder Holz. Oder zur Verbesserung des Tierschutzes mit Schatten- oder Futterbäumen für Rinder im Auslauf oder auf der Weide. Und für ein vielfältiges landwirtschaftliches System mit ausreichenden natürlichen Bekämpfern von Krankheiten und Schädlingen. Landwirtschaftliche Unternehmer pflanzen diese Bäume und Sträucher also für verschiedene Zwecke. Aus diesem Grund gibt es auch viele verschiedene Agroforstsysteme. Von Streuobstwiesen bis zu schmalen Baumstreifen auf dem Acker oder als Hecken am Feldrand. Die Kombinationsmöglichkeiten sind in der Tat endlos!
Für uns sind Food Forests eine Form der Agroforstwirtschaft, allerdings eine, die einen viel radikaleren Bruch mit der industriellen Landwirtschaft vorsieht.
Definitionen von Food Forest
In seinem Buch “Einen Waldgarten erschaffen“ schreibt Martin Crawford, einer der Pioniere artenreicher Agroforst: ‘Ein Waldgarten ist der Struktur eines jungen natürlichen Waldes nachempfunden, darin werden -oft essbare- Pflanzen von direktem und indirektem Nutzen für den Menschen eingesetzt. Der Waldgarten kann große und kleine Bäume, Sträucher, krautige ausdauernde Pflanzen, Kräuter, Einjährige, Wurzelgemüse und Kletterpflanzen beinhalten’. Sie sind naturnahe, mehrschichtige Systeme, die langfristig gesunde Lebensmittel erzeugen und zugleich verschiedene Ökosystemleistungen erbringen.
Folgende Definition wurde in den Niederlanden vereinbart: “Ein Food Forest ist ein vom Menschen gestaltetes produktives Ökosystem nach dem Vorbild eines natürlichen Waldes mit einer großen Vielfalt an mehrjährigen und/oder holzigen Arten, von denen Teile (Früchte, Samen, Blätter, Stämme usw.) als Nahrung für den Menschen dienen. Mit dem Vorhandensein von: 1) einem Kronendach aus höheren Bäumen; 2) mindestens 3 Stockwerke oder Vegetationsschichten mit niedrigeren Bäumen, Sträuchern, Kräutern, Bodendeckern, unterirdischen Pflanzen und Kletterpflanzen und 3) ein reiches Waldbodenleben.
Ein Food Forest hat eine robuste Größe, d. h. eine Fläche von mindestens 0,5 Hektar in einer ökologisch reichen Umgebung; in einer stark verarmten Umgebung ist eine Mindestfläche von bis zu 20 Hektar erforderlich.”
What’s in a name?
Food Forests werden also unterschiedlich definiert. In Deutschland gibt es noch keine einheitliche Definition. Deshalb arbeiten wir mit Partnern innerhalb von DeFAF (Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft) zusammen, um Food Forests zu definieren und sicherzustellen, dass sie als Landwirtschaft anerkannt und gefördert werden können. Dieser Schritt wurde in den Niederlanden bereits vollzogen.
Für uns ist es uns wichtig zu betonen, dass die in der niederländischen Definition referenzierte Mindestgröße von 0,5 Hektar aus unser Sicht vor allem eine politische Bedeutung hat: Sie soll dazu beitragen, dass die Agroforstwirtschaft auch in Deutschland und in anderen Teilen der Welt ernst genommen und förderfähig wird. Jeder, der auf einer kleineren Fläche diese agrar ökologischen Prinzipien anwenden und Wissen darüber teilen möchte, ist in unserem Netzwerk herzlich willkommen!
Es sind nicht nur unterschiedliche Definitionen, sondern auch mehrere Bezeichnungen für Food Forests im Umlauf, z.B. artenreiche Agroforstsysteme, komplexe Agroforstsysteme, Waldgärten, Nahrungswald und mehr. Wir haben uns für zwei Verwendungen entschieden: den Namen Food Forests für die internationale Verwendung und artenreiche Agroforst für die deutschsprachige Verwendung. Wenn du jedoch weiterliest, wirst du auf andere Namen stoßen, wie z.B. syntropischer Agroforst oder dynamischer Agroforst. Wir erklären sie hier:
Kein Kunstdünger oder Pestizide, nicht pflügen
In einem Food Forest kommen keine Kunstdünger oder Pestizide vor, der Boden wird nicht gepflügt und so weit wie möglich in Ruhe gelassen. Ein weiteres wichtiges Prinzip ist, dass, wie in anderen Formen der regenerativen Landwirtschaft und in der Permakultur, keine bzw. so wenig externe Inputs wie möglich in das System eingebracht werden.
Viele Menschen fragen sich daher, woher dann der Dünger kommt. Die Antwort ist einfach: aus dem System selbst! Wie, erklären wir auf den folgenden Seiten, wo wir die verschiedenen Systeme erläutern.
Und was ist mit Wasser? In der Natur, in einem funktionierenden Ökosystem, wird kein Wasser von außen benötigt, vor allem nicht in nördlichen Klimazonen. Food Forest (komplexe Agroforst), die Form der Landwirtschaft, die sich auf Bäume, ein reiches Bodenleben, Teiche, Grundwasser und Regen bezieht, benötigt theoretisch keine zusätzliche Wasserzufuhr. Inzwischen sind jedoch viele Böden (viel teures Agrarland!) degradiert und es gibt zu wenige Bäume, die helfen, Wasser an die Oberfläche zu bringen. Das geht auch anders!
Vorteile von Food Forests
Es gibt viele Vorteile, um mit artenreichen Agroforstsystemen zu arbeiten und zu wirtschaften. In sein Buch beschreibt Martin Crawford folgende Vorteile eines Waldgartens:
– mit der Natur statt gegen sie arbeiten;
– geringer Pflegeaufwand bei hoher Effizienz;
– eine breite Palette an Produkten als Ertrag;
– Resilienz gegen Wetterextreme und Klimaveränderung;
– Biologisch nachhaltig;
– Nützlich für die Umwelt;
– Ästhetisch schön;
– Kommerzielle Möglichkeiten.
Uns begeistern vor allem die Ökosystemleistungen eines Food Forest:

Einen Food Forest starten
Ein Food Forest ist nicht nur ökologisch wertvoll, sondern kann auch wirtschaftlich tragfähig sein und soziale Gemeinschaften stärken. Ansätze zur Umsetzung und Finanzierung finden sich hier.
Anfangen: Mission und Ziel definieren
Betriebsmodelle: Wie kann ein Food Forest wirtschaftlich tragfähig sein?
Businessplan erstellen: Strategien zur nachhaltigen Umsetzung
Design: Welche Methoden und Prinzipien sind für die erfolgreiche Gestaltung eines Food Forests entscheidend?
Unsere Tätigkeiten berühren 8 der 17 SDGs der Vereinten Nationen!








1: Keine Armut. 2: Kein Hunger. 3: Gesundheit und Wohlergehen. 4: Hochwertige Bildung. 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden. 12: Nachhaltiger Konsum und Produktion. 13: Maßnahmen zum Klimaschutz. 15: Leben an Land.