Gerade in einer Welt, in der wirtschaftliche Interessen oft über ökologische Prioritäten gestellt werden, lohnt es sich, einmal über das Konzept des True Cost Accounting, auf Deutsch: Einbeziehung externer Kosten, nachzudenken. Die derzeit vorherrschende industrielle Landwirtschaft berücksichtigt nämlich keineswegs die wahren Preise unserer Ernährung, wenn es um die Kosten der Auswirkungen auf die Umwelt geht (dies gilt allerdings nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für viele andere Lebensbereiche). Dies führt zu ernsthaften und oft irreversiblen Schäden an unserem Planeten. Die Auswirkungen sind vielfältig und reichen von Zerstörung natürlicher Lebensräume bis zur Verschärfung des Klimawandels.
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Die Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft auf die Umwelt
Die industrielle Landwirtschaft, vor allem die Produktion von Fleisch und Tierfutter, ist ein Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen und trägt erheblich zum Klimawandel bei. Sie ist verantwortlich für die Freisetzung großer Mengen an CO2 und Methan, zwei Gase, die maßgeblich zum Treibhauseffekt und damit zur globalen Erwärmung beitragen. Darüber hinaus führt die intensive Tierhaltung und der damit verbundene hohe Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden zur Verschmutzung von Böden und Gewässern, was wiederum die Biodiversität gefährdet und die natürlichen Lebensgrundlagen von Pflanzen, Tieren und letztlich auch des Menschen beeinträchtigt.
Zusätzlich führt der konventionelle Anbau zu massivem Verlust von Biodiversität. Durch Monokulturen und Pestizideinsatz schwindet die Artenvielfalt rapide, was dramatische Auswirkungen auf ökologische Gleichgewichte hat. Dieser Biodiversitätsverlust ist nicht nur ein ethisches Problem, sondern bedroht auch die Stabilität unserer Ökosysteme und damit die Grundlagen auch unserer Nahrungskette.
Ein weiteres Problem ist die Wasserknappheit: industrielle Anbaumethoden erfordern große Wassermengen, was die natürlichen Ressourcen strapaziert und in vielen Regionen zu Wasserknappheit führt. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft selbst, sondern auch auf die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser für die Bevölkerung.
Durch Überbewirtschaftung ausgelaugte Böden können ihre Fruchtbarkeit nur durch Einsatz chemischer Düngemittel aufrechterhalten. Konventionelle Anbaumethoden tragen außerdem zur Bodenerosion und -zerstörung bei, was langfristig die landwirtschaftliche Produktivität insgesamt bedroht.
Transformation zu nachhaltiger Ernährungspolitik durch True Cost Accounting
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie wir die Landwirtschaft nachhaltig umgestalten können. Eine Lösung liegt in der Einführung von True Cost Accounting. Dieses Konzept ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Landwirtschaft. Es geht darum, die wahren Kosten der Lebensmittelproduktion zu berechnen und transparent zu machen. Dies beinhaltet nicht nur die direkten Kosten für Saatgut, Düngemittel und Arbeitskraft, sondern auch die indirekten Kosten, die durch Umweltschäden entstehen. True Cost Accounting sieht vor, dass alle umweltbezogenen Kosten – wie der Verlust von Biodiversität, die Ressourcenvernichtung und Umweltverschmutzung – in den Produktpreis eingerechnet werden. Durch die Berücksichtigung dieser Kosten in den Preisen für Lebensmittel würde ein fairer Wettbewerb zwischen nachhaltigen und konventionellen Anbaumethoden ermöglicht.
True Cost Accounting würde dazu führen, dass nachhaltige Anbaumethoden wie die regenerative Landwirtschaft und komplexe Agroforstsysteme wirtschaftlich attraktiver werden, sie würden in einem solchen Preismodell sofort einen Vorsprung haben. Diese Methoden haben bereits jetzt viele Vorteile, wie die Erhaltung der Bodengesundheit, den Schutz der Biodiversität und die Bindung von Kohlenstoff. Mit der Einführung von True Cost Accounting könnten diese Vorteile auch finanziell honoriert werden. So bietet True Cost Accounting essenzielle Schritte auf dem Weg zur Transformation. Auf diese Weise wird eine faire, nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft entstehen, die sowohl der Umwelt als auch den kommenden Generationen gerecht wird.
Die Frage ist also nicht, ob Food Forests die Welt ernähren können, sondern wie lange die Welt die Belastungen der industriellen Landwirtschaft noch tragen kann. Es ist klar, dass die Weltbevölkerung auf Dauer nicht mit einem industriellen landwirtschaftlichen System ernährt werden kann. Die Transformation zu einer nachhaltigen Ernährungspolitik ist nicht nur notwendig, sondern auch enkeltauglich. Das FoodForestNetwork fördert die Einführung von Food Forests weltweit und zeigt auf, wie solche Systeme ökologische, ökonomische und soziale Vorteile vereinen können.
Ausblick
Die Transformation der Landwirtschaft ist eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance. Mit dem richtigen politischen Willen und der Unterstützung der Gesellschaft kann eine nachhaltige, faire und enkeltaugliche Landwirtschaft Wirklichkeit werden. Die Einführung von True Cost Accounting ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Es ist an der Zeit, dass wir die wahren Kosten unserer Lebensmittel erkennen und handeln.
Anlass
Die Vereinten Nationen (UN) haben in verschiedenen Berichten auf die negativen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft hingewiesen und betont, dass ein Umdenken notwendig ist, um Umweltzerstörung und Biodiversitätsverlust zu stoppen.
Mehrere Studien unterstreichen die Notwendigkeit, die industrielle Landwirtschaft zu überdenken und nachhaltigere Praktiken zu fördern, um langfristig die Ernährungssicherheit zu gewährleisten und die Umwelt zu schützen. Hier ein Beispiel: Die Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Gesellschaft, ein Dossier mit Studien des Thünen-Instituts. Auch in einer von der WWF veröffentlichten Studie wird dargelegt, wie regenerative Landwirtschaftstechniken die Umweltbelastung signifikant reduzieren und gleichzeitig die Nahrungsmittelproduktion sichern können.