Grundlagen und Methoden artenreicher Agroforst

Regenerative Landwirtschaft erfordert ein tiefes Verständnis natürlicher Prozesse.  Hier erklären wir den Unterschied zwischen Agroforst und artenreichem Agroforst. Beginnen wir mit dem folgenden Bild , das die verschiedenen Arten der Landnutzung (Forstwirtschaft, Naturwald, Food Forest, die verschiedenen Formen der Agroforstwirtschaft zur traditionellen Landwirtschaft) und die Parameter zum Verständnis des Mehrwerts dieser Formen erklärt, nämlich: Kohlenstoffbindung, Biodiversität, externer Input und Klimaresilienz. Du erfährst, welche Methoden und Prinzipien für die erfolgreiche Gestaltung eines Food Forests, auch artenreiches Agroforstsystem genannt, entscheidend sind.

Grundlagen von Food Forests

Die artenreiche Agroforstwirtschaft basiert auf der Kombination von Land- und Forstwirtschaft im Einklang mit der Natur.  So wird die Biodiversität gefördert, die Bodenfruchtbarkeit verbessert und nachhaltige Erträge ermöglicht. Viele sehen in der Permakultur einen idealen Ausgangspunkt, da sie auf natürlichen Kreisläufen, ressourcenschonender Bewirtschaftung und hoher Vielfalt basieren. Permakultur-Prinzipien wie Mischkulturen, geschlossene Nährstoffkreisläufe und regenerative Bodenpflege bieten eine solide Grundlage für den Aufbau artenreicher Agroforstsysteme.

 1. Hohe Artenvielfalt (Biodiversität)

– Mischung aus Bäumen, Sträuchern, Kräutern und landwirtschaftlichen Kulturen

– Förderung von Nützlingen und natürliche Schädlingskontrolle

– Schaffung eines stabilen, resilienten Ökosystems

2. Mehrschichtiger Aufbau (Stockwerksystem)

– Kombination aus hohen Bäumen, mittleren Gehölzen, niedrigen Sträuchern, Bodendeckern und Wurzelpflanzen

– Verschiedene Pflanzenschichten

– Effiziente Nutzung von Licht, Wasser und Nährstoffen

3. Integration von Nutztieren (optional)

– Tiere tragen zur Nährstoffkreislauf bei (z. B. durch Mist)

– Förderung von regenerativen Weidewirtschaftssystemen

– Reduzierung von Schädlingen durch natürliche Prozesse

4. Nachhaltige Bodenbewirtschaftung

– Verzicht auf Pestizide und chemische Düngemittel

– Förderung von Mikroorganismen und Humusaufbau

– Schutz vor Erosion und Verbesserung der Wasserspeicherung

5. Langfristige Wirtschaftlichkeit und Resilienz

– Kombination aus schnellen (jährlichen) und langfristigen Erträgen (mehrjährige Pflanzen, Holz)

– Anpassung an den Klimawandel durch widerstandsfähige Systeme

– Diversifizierte Einkommensquellen für Landwirte

Artenreiche Agroforstsysteme bieten somit eine nachhaltige Alternative zur konventionellen Landwirtschaft, indem sie Produktivität, Ökologie und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen. Die Permakultur dient dabei vielen als inspirierender Ausgangspunkt, da sie eine ganzheitliche, praxisnahe und erprobte Methode zur Gestaltung nachhaltiger Agrarsysteme bietet.

Methoden der artenreiche Agroforst

Wir stellen drei Pioniere der artenreichen Agroforstwirtschaft mit jeweils unterschiedlichen Konzepten vor:
des Syntropischen Agroforsts (Ernst Götsch), Dynamischen Agroforsts (Noemi Stadler-Kaulich) und Voedselbosbouw (Wouter van Eck)

Was ist syntropischer Agroforst nach Ernst Götsch?

Der syntropische Agroforst ist ein regeneratives Landnutzungssystem, das von dem Schweizer Agrarwissenschaftler Ernst Götsch entwickelt wurde. Es basiert auf der Idee, dass Landwirtschaft nicht nur nachhaltig, sondern sogar aufbauend für Böden, Biodiversität und Ökosysteme sein kann. Durch eine gezielte Kombination von Pflanzen mit unterschiedlichen Wachstumszyklen und regelmäßige Schnittmaßnahmen zur Förderung des Bodenlebens entsteht ein System, das sich ähnlich wie ein natürlicher Wald selbst regeneriert.

Wichtige Prinzipien:

  • Nachahmung natürlicher Sukzession: Pflanzen werden in einer dynamischen Reihenfolge gepflanzt, die dem natürlichen Waldwachstum ähnelt;
  • Gezielter Rückschnitt („Chop and Drop“): zur Förderung von Wachstumsimpulsen und Humusaufbau. Das Schnittgut wird als Mulch verwendet, um Nährstoffe in den Boden zurückzuführen;
  • Kohlenstoffspeicherung und Wasserregulation: Syntropische Systeme verbessern die Bodenstruktur und Wasserspeicherung erheblich;
  • Hohe Produktivität ohne externe Inputs: Keine chemischen Düngemittel oder Pestizide notwendig, da das System sich selbst erhält.

Dieses Modell zeigt, dass landwirtschaftliche Produktion und Waldökosysteme nicht im Widerspruch stehen müssen, sondern synergetisch zusammenarbeiten können.

Zum Thema syntropischer Agroforst gibt es auch einen Blogbeitrag.

Was ist Dynamischer Agroforst nach Noemi Stadler-Kaulich?

Der Dynamische Agroforst (DAF) ist ein innovatives Anbausystem, das von der Agrarökologin Noemi Stadler-Kaulich weiterentwickelt wurde. Es beruht auf der engen Wechselwirkung zwischen Pflanzen und der Nutzung von Biodiversität als zentrales Werkzeug zur Bodenregeneration und Produktivität.

Kernaspekte:

  • Hohe Pflanzenvielfalt: Verschiedene Nutz- und Wildpflanzen werden kombiniert, um Synergien zu nutzen;
  • Intensive Nutzung der Pflanzenschichten: Ähnlich wie in einem Wald gibt es hohe, mittlere und bodennahe Pflanzen, um Sonnenlicht optimal auszunutzen;
  • Regelmäßiger Rückschnitt: Durch gezielte Schnittmaßnahmen wird Biomasse produziert, die den Boden mit organischem Material anreichert;
  • Förderung natürlicher Prozesse: Der Boden wird nicht umgegraben, sondern durch Mulch und organische Substanz lebendig gehalten.

Der dynamische Agroforst fördert die Selbstorganisation der Natur, verbessert die Bodenfruchtbarkeit und schafft widerstandsfähige Nahrungsmittelsysteme.

Wie stellt sich Wouter van Eck den artenreichen Agroforst vor?

Der niederländische Ökologe Wouter van Eck ist einer der führenden Pioniere der ‘Voedselbosbouw’ (artenreiche Agroforst) und sieht diese als eine nachhaltige Alternative zur industriellen Landwirtschaft. Sein bekanntestes Projekt, das Voedselbos Ketelbroek, zeigt, wie sich ein essbarer Wald langfristig ohne künstliche Eingriffe entwickeln kann.

Schlüsselaspekte seiner Vision:

  • Die Natur als Vorbild: Ein essbarer Wald wird als ein vielschichtiges und selbstregulierendes System verstanden, das von Menschen gestaltet wurde und in dem Pflanzen auf natürliche Weise nach den Regeln der Sukzession und der Rolle der Wildtiere gedeihen;
  • Minimale menschliche Eingriffe: Nach der anfänglichen Anlage entwickelt sich das System größtenteils selbstständig weiter;
  • Hoher Ertrag durch Permakultur-Ansätze: Neben Nüssen, Obst und Beeren werden auch essbare Pflanzen und Wildpflanzen genutzt;
  • Ökologische und wirtschaftliche Resilienz: Langfristig können essbare Wälder nicht nur gesunde Lebensmittel liefern, sondern auch Kohlenstoff speichern und die Biodiversität fördern. Darüber hinaus ist der wirtschaftliche Mehrwert langfristig größer als bei einem auf Monokultur basierenden Landwirtschaftssystem. 

Sein Ansatz zeigt, dass ‘Voedselbosbouw’ nicht nur eine landwirtschaftliche Methode, sondern ein langfristiges Konzept für eine regenerative Zukunft ist.

Fazit:

Diese drei Ansätze zeigen unterschiedliche Wege auf, wie artenreiche  Agroforstwirtschaft zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion beitragen kann, indem sie sich an natürlichen Prozessen orientiert und ökologische sowie wirtschaftliche Vorteile kombiniert.

Blogbeiträge

Blühwiese

In unserem Blog teilen wir spannende Einblicke in die Welt der Food Forests, berichten über unsere Projekte und Veranstaltungen und bieten praktische Tipps, wie auch du deinen eigenen Food Forest gestalten kannst. Ob du erfahren möchtest, wie Permakultur und Agroforstwirtschaft die Welt verändern können, oder einfach neue Inspiration für dein Projekt suchst…