Warum Pflanzengilden?

von Mai 7, 2025

ZUSAMMENFASSUNG. In einem Food Forest wird jeder Baum Teil einer ökologischen Gilde – einer Pflanzengemeinschaft, die sich gegenseitig stärkt und gemeinsam gedeiht. Jede Pflanze übernimmt eine Aufgabe: Bäume bieten Schatten und Nahrung, Bodendecker verbessern die Bodenfruchtbarkeit und verhindern Erosion, tiefwurzelnde Pflanzen lockern den Boden und speichern Wasser, während blühenden Blüten und Kräuter Bestäuber anziehen. Diese Symbiose liefert nicht nur Biomasse, Bodenschutz und Dünger, sondern auch wertvolle Erträge wie Nahrung und Heilmittel – schon bevor der Baum voll ausgewachsen ist. So schaffen wir resiliente Lebensräume, regenerieren den Boden und steigern die Biodiversität, für nachhaltige Erträge und eine lebendige Zukunft! Beispiele für Pflanzengilden stellen wir in diesem Blogbeitrag vor.


„Mehr als ein Baum – ein Netzwerk aus Leben, das sich gegenseitig stärkt.“

Was sind Pflanzengilden?

Pflanzengilden sind Pflanzsysteme, die die natürliche Tendenz von Wildpflanzen, in Gruppen mit mehreren Arten zusammenzuwachsen, nachahmen sollen. Gilden bestehen in der Regel aus Pflanzen, die mehrere nützliche ökologische Funktionen erfüllen und sich gegenseitig auf vielfältige Weise in ihrer Gesundheit unterstützen.
Pflanzengilden sind eine Kombination aus Form und Funktion. Das Ziel ist es, die in der Natur vorkommenden Schichtungen und Beziehungen nachzuahmen und gleichzeitig wertvolle Ressourcen für den Menschen bereitzustellen. Bei der Gestaltung von komplexe Agroforstsystemen verwenden wir gerne Gilden, da sie Obstbäume, Nussbäume und andere Pflanzen auf natürliche Weise unterstützen, indem sie für Vielfalt sorgen, die Gesundheit verbessern und die langfristigen Erträge steigern.

Wie können die Begleitpflanzen den Bäumen helfen?

Die Pflanzen in einer Gilde können Menschen, Wildtieren und sich gegenseitig zugute kommen. Das Anpflanzen von Gilden um produktive Obst- und Nussbäume kann eine Vielzahl von Vorteilen mit sich bringen. Eine solche Gilde besteht typischerweise aus verschiedenen Arten mit sich ergänzenden Funktionen: bodenverbessernde Pflanzen wie Stickstofffixierer, Bodendecker gegen Erosion und Austrocknung, tiefwurzelnde Arten zur Nährstoffmobilisierung, Insektenmagneten zur Förderung der Bestäubung und Schutzpflanzen gegen Schädlinge. Hier sind einige der Vorteile, auf die wir bei der Auswahl von Pflanzen für eine Baumgilde achten, sowie Beispiele für Pflanzen, die diese Vorteile bieten. Achtung: Viele Pflanzen haben mehr als eine Funktion. Und: Es funktioniert auch in deinem Garten!

Warum Pflanzengilden?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sinnvoll ist, Bäume nicht isoliert, sondern in Pflanzengilden anzupflanzen, d.h. in Lebensgemeinschaften von Pflanzen, die sich gegenseitig in ihrem Wachstum unterstützen. Diese vielfältige Nachbarschaft stärkt die Widerstandskraft des Systems, fördert die Bodenfruchtbarkeit, spart Wasser und Pflegeaufwand und schafft ein stabiles, produktives Mini-Ökosystem rund um den Baum. So entsteht langfristig ein gesunder, sich selbst regulierender Lebensraum.

Hier einige Beispiele

Gut zu wissen: Klee bindet Stickstoff, Beinwell sammelt Mineralien, Schnittlauch wehrt Schädlinge ab, Kapuzinerkresse zieht Bestäuber an, Buchweizen erhöht die Wasserinfiltration, Daikon-Rettich lockert verdichteten Boden auf, Meerrettich liefert Biomasse für grünen Mulch, Honigbeere liefert Nahrung für Menschen, Holunder liefert Medizin für Menschen und Hochbusch-Cranberry liefert Nahrung für Wildtiere. Weitere Beispiele mit Bäume:

Banane

Gilde mit Okra, Bohne, Maniok und Süßkartoffel
Zusammen mit Okra, Bohnen, Maniok und Süßkartoffeln bildet die Banane ein robustes Ökosystem. Die Bohnen binden Stickstoff und verbessern so die Bodenqualität, was das Wachstum der Bananen direkt unterstützt. Maniok lockert den Boden in der Tiefe, so dass die Bananenwurzeln leichter Wasser und Nährstoffe aufnehmen können. Die Okra zieht mit ihren Blüten Bestäuber an und stärkt so die ganze Gilde. Die Süßkartoffel bedeckt den Boden, schützt ihn vor Erosion und hält die Feuchtigkeit im Boden. Zusammen sind sie eine starke und produktive Gilde.

Cashew

Gilde mit Leucaena, Straucherbse, Yams und Mais
Der Cashewbaum ist ein robustes Gehölz, das sich durch seine Toleranz gegenüber armen Böden und Trockenheit auszeichnet und gut mit stickstofffixierenden Pflanzen wie Leucaena (Weißkopfmimose) und Straucherbse oder Bodendeckern kombiniert werden kann. Eine Cashew-Gilde könnte mit Yams und Mais ergänzt werden. Yams lockert mit seinen tiefen Wurzeln den Boden auf und erleichtert die Wasseraufnahme, während Mais Schatten spendet, Feuchtigkeit speichert und die Bodenstruktur stabilisiert. Neben den wertvollen Cashewkernen und Cashew-Äpfeln bietet der Cashewbaum Bodenschutz und fördert die Biodiversität durch seine Blüten, die zahlreiche Bestäuber anziehen.

Apfel

Gilde mit Felsenbirne, Roter Johannisbeere, Salbei, Kartoffel und Gundermann
Der Apfelbaum profitiert von der Bestäubung durch die Blüten, die die Felsenbirne den Bestäubern früh im Jahr bietet, und trägt so zusätzliche Früchte. Die Rote Johannisbeere wächst gut im Halbschatten des Apfelbaums und zieht ebenfalls Bestäuber an, die den Ertrag beider Pflanzen steigern. Salbei wehrt mit seinen aromatischen Blättern Schädlinge ab und bietet wertvolle Bodenbedeckung. Die Kartoffel lockert mit ihren Wurzeln den Boden und verbessert die Durchlüftung für den Apfelbaum. Der Gundermann als Bodendecker schützt vor Erosion, speichert Feuchtigkeit und unterdrückt Unkraut. Diese Pflanzen unterstützen sich gegenseitig und schaffen ein gesundes Umfeld, das den Apfelbaum robust und produktiv hält.

Birne

Gilde mit Ölweide, Sonnenblume, Beifuß, Buschbohne und Zwiebel
Diese Gilde stärkt den Birnbaum und schafft eine vielfältige und widerstandsfähige Pflanzengemeinschaft. Die Ölweide bindet Stickstoff im Boden und verbessert die Bodenfruchtbarkeit. Sonnenblumen locken mit ihren großen Blüten Bestäuber an und spenden empfindlicheren Pflanzen leichten Schatten. Beifuß wirkt als natürlicher Schädlingsschutz, da seine ätherischen Öle Schädlinge abwehren. Die Buschbohne reichert den Boden zusätzlich mit Stickstoff an, so dass die gesamte Gilde von einer zusätzlichen Nährstoffversorgung profitiert. Die Zwiebel hält mit ihren schwefelhaltigen Verbindungen Schädlinge fern und fördert die Bodengesundheit. Zusammen schaffen diese Pflanzen eine lebendige und fruchtbare Umgebung, die den Birnbaum gesund und produktiv hält.

Mango

Gilde mit Eukalyptus, Mexikanischer Sonnenblume, Taro und Ingwer
Diese Gilde stärkt den tropischen Mangobaum, den wir für seine köstlichen Früchte schätzen. Der Eukalyptus spendet Schatten, wehrt Schädlinge ab und liefert Mulch. Die mexikanische Sonnenblume verbessert den Boden, lockt Bestäuber an und liefert ebenfalls Mulch. Taro bedeckt den Boden, speichert Feuchtigkeit und verhindert Erosion, während Ingwer die Bodenstruktur verbessert und Nährstoffe freisetzt. Alle Pflanzen sind essbar und schaffen gemeinsam ein gesundes Mikroklima.

Walnuss

Gilde mit Pappel, Himbeere, Beinwell, Rote Bete und Erdbeere
Diese Gilde unterstützt den Walnussbaum und schafft ein vielfältiges, produktives Ökosystem. Die Pappel wächst schnell, lockert den Boden mit ihren tiefen Wurzeln und schützt junge Walnussbäume vor Wind. Himbeeren gedeihen gut im Halbschatten der Walnuss und ziehen Bestäuber an, die das gesamte System fördern. Beinwell reichert den Boden mit Nährstoffen an, indem er mit seinen tiefen Wurzeln Mineralien aus der Tiefe holt, und liefert Mulchmaterial für den Walnussbaum. Rote Bete wächst problemlos im schattigen Bereich und sorgt für zusätzliche Erträge, ohne mit den Walnusswurzeln zu konkurrieren. Erdbeeren bedecken den Boden, speichern Feuchtigkeit, unterdrücken Unkraut und liefern eine frühe Ernte.

Esskastanie

Gilde mit Holunder, Kornelkirsche, Königskerze, Radieschen und Waldmeister
Die Esskastanie spielt eine zentrale Rolle in der Gilde, indem sie mit ihrem dichten Blätterdach Schatten spendet und nahrhafte Früchte liefert. Der Holunder bietet Schutz vor Wind, lockt Bestäuber an und wehrt durch seine duftenden Blüten und Blätter einige Schädlinge ab. Die Kornelkirsche ergänzt die Gilde mit essbaren Früchten und verbessert die Artenvielfalt, während sie gut im Halbschatten der Kastanie gedeiht. Königskerzen lockern mit ihren tiefen Wurzeln den Boden auf, ziehen nützliche Insekten an und hinterlassen nährstoffreiches Mulchmaterial.Radieschen wachsen schnell und unkompliziert im Unterholz, liefern Erträge und verbessern die Bodenstruktur. Waldmeister bedeckt den Boden, verhindert Unkrautwachstum und hält die Feuchtigkeit, während er mit seinem Duft ebenfalls Schädlinge abschreckt.

Olive

Gilde mit Feige, Weide, Tagasaste, Traube und Thymian.
Diese Gilde schafft ein harmonisches mediterranes Ökosystem. Die Tagasaste (Zwergginster) bindet Stickstoff im Boden und liefert wertvolle Nährstoffe, die das Wachstum des Olivenbaums fördern. Die Feige gedeiht unter ähnlichen Bedingungen gut und spendet zusätzlichen Schatten, während ihre tiefen Wurzeln den Boden auflockern und die Feuchtigkeit halten. Die Weide zieht mit ihrem Wurzelsystem Wasser aus tieferen Bodenschichten und hält so den Oberboden für den Olivenbaum und andere Pflanzen feuchter. Die Weinreben klettern an den Bäumen empor und nutzen den Platz effizient, während der Thymian als Bodendecker Unkraut unterdrückt und Schädlinge fernhält. Zusammen bilden die Pflanzen eine gesunde, widerstandsfähige Gemeinschaft, die den Olivenbaum stärkt und die Bodenqualität erhält.

Wo weiterlesen?

Eine gute Quelle ist PFAF.org, die Website Plants for a future. Es handelt sich um eine Datenbank mit mehreren tausend Pflanzen für unsere Breitengrade. Es gibt auch eine deutschsprachige Quelle: smagy.de, wo man auch viele nützliche Informationen finden kann.

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